Fünf Tage vor meiner Fuß-OP. Ich muss dringend nochmal raus, wandern. Den kaputten Fuß an die Belastungsgrenze bringen, jetzt ist es ja auch egal. Kurz überlege ich, ob ich jemanden suchen soll, der mich begleitet. Aber in meiner jetzigen Situation würde es mir bestimmt auch ganz gut tun, allein zu sein. Denn ab jetzt werde ich viel allein sein. Ich suche mir eine Tour in der Eifel aus, frage vorher in einem Forum, ob die Region vom Hochwasser letzten Sommer betroffen war, war sie zum Glück nicht.

Tourdaten:

  • Art der Tour: Rundwanderweg
  • Start: Nideggen
  • Schwierigkeit: Mittelschwer, gute Grundkondition erforderlich, überwiegend gut begehbare Wege, Trittsicherheit erforderlich
  • Strecke: 16,5 km
  • Aufstieg: 534 m
  • Abstieg: 535 m
  • höchster Punkt: 362 m ü. NN

Eigentlich wollte ich ganz früh morgens los, aber wie das manchmal so ist, das Bett war dann irgendwie auch schön. Um 9.00 Uhr sitze ich aber doch im Auto, gut 100 km liegen zwischen mir und Nideggen, meinem Startpunkt. Nach etwa 1,5 h parke ich an der Burg, wechsle in meine Wanderschuhe, dann geht es los. Die Runde hat laut Planung 15 km und 380 hm, sollte also nicht länger als vier Stunden dauern. Dachte ich.

Es sind 5°C und ich hätte vielleicht doch die dünnen Handschuhe einpacken sollen, ich hab ganz schön kalte Finger. Es geht erst etwas durch den Ort, dann biege ich auf einen schmalen Weg ab. Lang werde ich der Markierung der Buntsandsteinfelsen-Route folgen. Wegen den Felsen hab ich mir die Strecke auch ausgesucht. Eigentlich wollte ich im Herbst den Forststeig im Elbsandsteingebirge gemacht haben, das hat aber nicht geklappt. Das hier ist zwar nicht zu vergleichen, aber immerhin gibt es hier Felsen. Den ersten sehe ich bereits nach kurzer Zeit. Tatsächlich habe ich sowas noch nie zuvor gesehen glaube ich. Der Stein ist überwiegend rot, hier und da gräulich bis schwarz. Ein kleiner Pfad führt auf den ca. acht Meter hohen Fels und natürlich lasse ich mir den kleinen Abstecher nicht nehmen. Die Aussicht ist wirklich schön und ich finde, dass dies ein sehr schöner Platz ist, um einen heißen Tee zu trinken. Das ist ja das schöne am alleine wandern: Niemand meckert, wenn man nach 1,5 km schon eine Pause macht. Ich setze mich auf mein Faltkissen, gieße mir etwas Tee ein und genieße die Natur und die Frühlingssonne. Und eigentlich finde ich es auch ganz witzig, hoch über den Köpfen der wenigen Wanderer, die unter mir her gehen, zu sitzen. Da ich aber keine Lust hatte, für den Stopp meine Jacke aus dem Rucksack zu holen, wird es doch schnell zu kalt und ich kraxel wieder runter, um weiter zu gehen.

Ich passiere immer wieder schöne Aussichtspunkte hoch über der Rur, wie zum Beispiel die Christinenley.

Es ist wirklich perfektes Wanderwetter, kühl und keine Wolke am Himmel. Der Untergrund wechselt immer wieder von felsig zu waldig und erfordert Trittsicherheit.

Nach ca. drei Kilometern erreiche ich das Hindenburgtor, einem natürlichen Torbogen aus Buntsandsteinfels, der 1918 seinen Namen vom Eifelverein erhielt.

Das Hindenburgtor

Es geht noch eine Weile bergauf, dann passiere ich erneut einen großen Felsen, an dem wohl auch geklettert wird, es sind überall Löcher für die Sicherungshaken zu sehen. Von dort oben hat man bestimmt eine schöne Aussicht, denke ich mir und suche einen Weg nach oben, für den man keine Kletterausrüstung benötigt. Der ist schnell gefunden und nach kurzer Zeit sitze ich zufrieden auf der Felskante, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen und beobachte die vorbeigehenden Leute. Niemand blickt nach oben und sieht mich, obwohl einige vor dem Fels stehen bleiben.

Über den schmalen Waldweg geht es weiter und ich freue mich immer mehr, mir diese Route ausgesucht zu haben, sie übertrifft bisher echt meine Erwartungen. natürlich gibt es noch mehr Felsbrocken mit schöner Aussicht und eigentlich kann ich ja auch nochmal Pause machen. Es ist schließlich schon Mittag. Also mache ich es mir auf einem großen Stein gemütlich, ziehe aber doch meine Jacke über, trinke Tee und mümmel einen Müsliriegel. Mir geht es doch eigentlich ziemlich gut.

Ich komme auf einen breiten Schotterweg und bleibe kurz an der Waldkapelle stehen, vo wo man einen herrlichen Ausblick auf das Staubecken Obermaubach hat.

Hier pausiert allerdings gerade auch eine gut angeheiterte Männertruppe mit Bollerwagen und das ist mir irgendwie doch etwas unangenehm. Lange bleibe ich aber nicht auf dem Schotterweg, denn es geht einen kleinen Trampelpfad durch Ginsterbüsche nach unten. Ich kontrolliere drei mal, ob das wirklich der richtige Weg ist, denn das sieht echt so aus, als wäre hier schon sehr lange keiner mehr hergegangen. Ist es, und irgendwann sehe ich auch ein paar Fußspuren, scheint also tatsächlich noch mehr Leute zu geben, die hier lang gegangen sind.

Ich komme wieder auf einen der Hauptwege, folge dann aber der „Abkürzung“ zum Staubecken. Dort geht es eine Zeit am Ufer entlang, am Spielplatz wieder auf einen breiten Schotterweg und bergauf. Ich grüble so vor mich hin und als die Laune schlechter wird, gehe ich einfach schneller, lasse den dunkeln Gedanken keinen Platz, konzentriere mich nur auf meinen Atem, während ich den Berg hoch schnaufe. Das tut gut und schon bald kreuze ich erst eine Bahnlinie, dann die Rur.

Hier wird der Weg etwas eintönig, über Asphalt geht es an der Ruhr entlang. Zwar hat man von hier einen schönen Blick auf die Sandsteinfelsen und die Burg, allerdings zieht sich dieses Stück für mich sehr. Vielleicht ist es zu einer anderen Jahreszeit schöner, wenn die Bäume grün sind. Zähneknirschend blicke ich zu der Burg, wo mein Auto steht. Irgendwann muss ich da ja auch noch rauf laufen. Vielleicht wäre es besser, die Runde anders herum zu starten, also im Uhrzeigersinn. So hat man den „langweiligen“ Teil am Anfang, muss allerdings uneingelaufen ziemlich viel bergab.

Nach einer Weile kreuze ich nochmal die Rur über eine große Holzbrücke, ganz schön viel Wasser drin. Hier tummeln sich viele Leute und die Terrasse des Gut Kallerbend ist gut gefüllt. Unschlüssig stehe ich rum, eigentlich wäre eine Kleinigkeit zu essen und ein Getränk gar nicht so schlecht vor dem Aufstieg. Ich entscheide mich aber dann doch dagegen, schließlich habe ich heute schon genug Pause gemacht. Parallel zur Straße geht es an einer Kuhwiese vorbei. Die Hochlandrinder sind so fett und die Wiese so matschig, dass sie kaum aufstehen können. Arme Dinger.

Gut gefüllte Rur

Am Nationalpark Infopunkt Zerkall biege ich falsch ab. Anstatt nochmal über die Bahngleise zu gehen, gehe ich drunter her und weiter an der Rur entlang. Irgendwann kommt mir mein Weg etwas komisch vor, da ich ganz schön weit rechts von der Burg bin. Also zurück. Dann geht es auch ziemlich viel bergauf, bis ich wieder die Buntsandsteinfelsen erreiche. Das Wetter ist echt viel zu schön, um den Tag schon zu beenden und so suche ich mir nochmal einen Felsen in der Sonne, trinke den Rest von meinem Tee, nehme mir meinen Rucksack als Kopfkissen und lege mich gemütlich auf den Fels. Einmal runter kommen, bisschen die Seele baumeln lassen.

Als die Sonne sich hinter dem Baum neben mir versteckt, packe ich zusammen und gehe weiter. Der Pfad verläuft etwas unterhalb von dem Hinweg und trifft ihn dann wieder kurz vor meinem ersten Rastplatz.

Am Auto angekommen, kaufe ich noch schnell etwas zu trinken an einem Kiosk, dann geht’s heim.

Categories:

2 Responses

  1. Wow, schöner Bericht. Und viel Glück mit der OP… vielleicht ziehen wir danach ja mal zusammen durch die Gegend… ob da unten oder hier oben in der Heide..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über Bonvoylara

Hier findest du Reiseberichte über kleine und große Abenteuer – egal ob in der Natur oder in der Stadt sowie Tipps zu Verpflegung unterwegs.

Trink nen Tee mit mir

Neues auf Instagram
Der Weg ist eine Mischung aus Sumpf und Bachlauf auf Kies, wirklich angenehm ist das nicht zu gehen. Nach kurzer Zeit erreichen wir Loch na Creitheach, einen kleinen See mit sandigen Ufer, hier wäre ein richtig guter Platz zum Zelten gewesen. Unser Weg schlängelt sich zwischen den Bergen hindurch und schon bald stehen wir vor einem Fluss. Nicht tief, aber breit. Wir versuchen, trockenen Fußes hinüber zu kommen, so ganz gelingt uns das aber leider nicht. 😵‍💫
Eine unruhige Nacht in der Bothy, doch die Morgenstimmung ist friedlich: Der Duft von Kaffee und feuchter Wanderkleidung liegt in der Luft. Nach einem entspannten Frühstück starten wir in den Tag – das Wetter zeigt sich freundlich, die ersten Sonnenstrahlen fallen über die Berge. Auf dem Weg füllen wir Wasserflaschen am Bach, überqueren eine Holzbrücke, und lassen uns schließlich von einer Ruine Richtung Sligachan leiten. Das kleine Dorf in den schottischen Highlands, am Fuße des Cuillin-Gebirges, verspricht wilde Schönheit und Legenden um ewige Jugend.
Bothy-Erlebnis: voller Leben! 🏕️
Unsere Variante schlängelt sich schön zwischen den Bergen hindurch. Wir müssen einen Bach passieren, über den man aber recht gut mit Steine hüpfen kommt. Dann geht es auf einmal doch recht steil nach oben. Oben angekommen, erwartet uns das, wofür Skye berüchtigt ist: ein Meer aus Nebel, das die Berge der Highlands nur erahnen lässt. Die Küstenlinie hebt sich vage im Dunst ab – ein schemenhaftes Versprechen in Grau. Und dort unten liegt irgendwo unsere Bothy.
Endlich erreichen wir eine Straße, und ich kann nicht anders, als laut eine Pause zu fordern 😩 Wir konsultieren unser schlaues Buch und legen einen kleinen Parkplatz als Rastplatz fest. Wir beschließen, statt der „originalen“ Route über Elgol, eine kürzere Variante zu nehmen, darüber hatten wir gestern schon gesprochen. Damit sparen wir uns mindestens sechs Kilometer und holen somit die verlorene Zeit vom Vortag wieder auf. Wir gehen durch den noch kleineren Ort Kilmarie, an dem der Skye Trail nach links abbiegt und erreichen dann endlich den besagten Pausenplatz. Erschöpft lasse ich meinen Rucksack auf den Boden gleiten, setze mich drauf und esse einen Müsliriegel, während ich mir eine Aspirin Complex zubereite 🥴 Endlich ein Moment zum Durchatmen.
Der Weg rund um Loch Slapin zieht sich endlos und scheint uns festzuhalten. Endlich am Blà Bheinn Car Park angekommen, erwarten uns statt Ruhe unzählige Midges – Pause unmöglich! Mit nassen Füßen und Erkältung kämpfe ich mich bergauf, während meine Freunde längst voraus sind. Ein Pfad ist kaum noch zu erkennen, und wir waten durch die nasse Wiese. Wenigstens gibt es einen kleinen Bach, um Wasser aufzufüllen.
Cookie Consent mit Real Cookie Banner