Ich frühstücke zusammen mit Laura und ihrem Sohn aus England. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass noch mehr Leute in der Unterkunft sind. Wir unterhalten uns gut und tauschen uns über mögliche Aktivitäten aus. Leider sind die beiden noch verabredet und haben nicht viel Zeit. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen, da ich die nächste Nacht in Porto Moniz verbringen werde. Ich bin etwas unschlüssig, was ich mit dem Tag anstellen soll, denn es regnet. In der Nähe gibt es eigentlich Höhlen, die man besichtigen kann, aber diese sind aktuell dauerhaft geschlossen. Etwas widerwillig belade ich mein Auto und mache mich auf den Weg nach Porto Moniz, das nur 18 km entfernt liegt.

Porto Moniz ist eine malerische Küstenstadt im Nordwesten von Madeira. Berühmt ist sie für ihre natürlichen Lavapools, die durch die vulkanische Aktivität der Insel entstanden sind und klares, türkisfarbenes Wasser bieten. Diese Pools sind ein beliebtes Ziel für Schwimmer und Sonnenanbeter. Die Stadt bietet zudem beeindruckende Ausblicke auf den Atlantik, charmante Restaurants mit lokaler Küche und einen entspannten, authentischen madeirensischen Charme.

Mein erster Zwischenstopp ist der Miradouro do Véu da Noiva, zu Deutsch „Brautschleier-Aussichtspunkt“, einer der schönsten Aussichtspunkte auf Madeira. Er liegt in der Nähe von Seixal und bietet einen spektakulären Blick auf den gleichnamigen Wasserfall, der sich wie ein weißer Schleier über die Klippen ins Meer ergießt. Der Name „Véu da Noiva“ stammt von der Form des Wasserfalls, der an einen zarten Brautschleier erinnert. Von diesem Aussichtspunkt aus genieße ich die dramatische Schönheit der zerklüfteten Küste Madeiras. Das Wasser des Atlantiks schlägt gegen die Felsen und die üppige Vegetation der Insel bildet einen grünen Kontrast zum blauen Meer. Vielleicht macht das tosende Wasser bei diesem Wetter alles noch ein bisschen beeindruckender.

Weiter geht es nach Seixal. Die charmante Stadt bot mir während meines kurzen Zwischenstopps eine eindrucksvolle Kulisse. Obwohl die berühmten Lavapools aufgrund der stürmischen See an diesem Tag nicht begehbar waren (und mir wäre es vermutlich sowieso viel zu kalt gewesen), konnte ich dennoch die raue Schönheit und die kraftvolle Energie des Atlantiks erleben. Schon bei meiner Ankunft spürte ich den wilden Charme von Seixal. Die hohen Wellen, die gegen die schwarzen Lavaklippen prallten, erzeugten eine dramatische und zugleich faszinierende Atmosphäre. Auch wenn das Schwimmen in den natürlichen Pools nicht möglich war, genoss ich den Anblick des tosenden Meeres, das die Küste in ein wildes Schauspiel verwandelte. Die Stadt selbst strahlt eine gemütliche und einladende Atmosphäre aus. Die kleinen Gassen und die traditionellen Häuser mit ihren roten Dächern spiegeln den authentischen Charakter Madeiras wider. Bei einem Spaziergang durch den Ort entdeckte ich charmante Cafés und Restaurants, in denen man es sich sicher sehr gut gehen lassen kann. Und eine Straße mit 33 % Steigung! Besonders beeindruckend war der Blick vom Ufer aus auf die steilen, grün bewachsenen Klippen, die sich majestätisch über dem Atlantik erhoben. Seixal ist auch einer der wenigen Orte auf Madeira, die einen Strand haben.

Aber ich will heute ja noch mehr sehen.

Als nächstes geht es zum Praia da Ribeira da Janela, einem malerischen Strand in der Nähe des kleinen Dorfes Ribeira da Janela. Dieser Strand zeichnet sich durch seine wilde und natürliche Schönheit aus, die von dramatischen Felsformationen und der rauen See des Atlantiks geprägt ist. Die markanten Felsformationen im Wasser, die steil aus dem Meer ragen, verleihen dem Ort einen einzigartigen, fast mystischen Charme. Der Strand selbst besteht hauptsächlich aus Kieselsteinen und großen Felsen, was ihm einen unberührten und natürlichen Charakter verleiht.

Es gibt hier einen großen Parkplatz, öffentliche Toiletten und einen Kiosk, der allerdings geschlossen ist. Es regnet wieder stärker und ich verschanze mich im Auto, unschlüssig, was ich mit dem Rest des Tages noch anfangen soll. Einchecken kann ich in der Unterkunft erst um 16:00 Uhr. Ich schreibe eine Nachricht, ob aufgrund des Wetters vielleicht ein früherer Check-in möglich wäre. Die Antwort kommt zügig: Zumindest mein Gepäck könnte ich ab 12:00 Uhr in das Zimmer stellen. Immerhin.

Ich finde zum Glück einen kostenlosen Parkplatz in der Nähe meiner Unterkunft, besorge schnell etwas zum Kochen für den Abend in einem kleinen Supermarkt und bin immer noch unschlüssig. Das Wetter scheint sich etwas stabilisiert zu haben, Badewetter ist natürlich nicht. Ach was soll’s, ich bin zum Wandern hier, denke ich. Im Auto schlüpfe ich in meine Wandersachen, suche schnell eine Route aus und marschiere los. Immer bergauf. Schnell bin ich außer Atem. Wer baut solche Straßen? Und wer fährt diese Straßen mit dem Auto hoch? Aber ich werde schnell mit wunderbaren Aussichten auf Porto Moniz und das Meer belohnt. Ich komme durch einen kleinen Ort, in dem mich von einem Garagendach ein Hund so böse anbellt, dass ich Angst habe, er könnte herunterspringen und mich anfallen. Ich versuche ihn nicht zu beachten und gehe zügig weiter. Die Wege sind nicht immer ganz leicht zu finden und manchmal wundere ich mich etwas über die Streckenführung. Und dann geht es auch schon wieder bergab. Es geht runter von der Straße auf einen kleinen Trampelpfad, den vermutlich schon sehr lange niemand mehr benutzt hat. Und auf einmal fängt es an zu schütten. Innerhalb von Sekunden bin ich nass bis auf die Haut. Ich hocke mich unter einen einsamen, niedrigen Baum, der etwas in den Weg ragt. Der Regen wird nicht weniger und wirklich viel Schutz bietet der Baum auch nicht. Zähneknirschend gehe ich weiter, der Weg wird immer schmaler und die Abhänge steiler. Hier und da muss ich etwas kraxeln. Ein bisschen mulmig ist mir mit meinen nassen, matschigen Schuhen dabei schon. Und auf einmal sehe ich die Felsen von Janela. Da hätte ich mir den Stopp auch sparen können. Anstatt weiter zum Strand abzusteigen, beschließe ich, die Route etwas abzukürzen. Und lande auf einer kleinen Nebenstraße, die wegen Steinschlaggefahr für Autos (?) gesperrt ist. Und hier liegen ordentlich Steine herum. Aufmerksam gehe ich weit am Rand entlang. Hoffentlich kracht nicht ausgerechnet jetzt etwas herunter. Nach fast 10 Kilometern mit gut 500 Höhenmetern komme ich erschöpft wieder in Porto Moniz an. Und ich kann erahnen, dass das hier ein ganz schönes Weihnachts-Wonderland ist, wenn es dunkel ist.

Ich kann zum Glück schon auf mein Zimmer, die heiße Dusche schreit schon nach mir. Ich bin etwas verwirrt, als ich feststelle, dass ich nicht wie gedacht ein Apartment, sondern nur ein einfaches Zimmer habe. Da hätte ich mir das Einkaufen auch sparen können. Aber immerhin gibt es hier eine Gemeinschaftswaschmaschine, die aber ständig belegt ist, irgendwie sind immer alle schneller als ich. Nach dem Duschen mache ich es mir erstmal etwas gemütlich, bevor ich dann die Stadt erkunden gehe.

Es fängt natürlich wieder an zu regnen und so lande ich im erstbesten Restaurant, das ich finden kann. Ich bin der einzige Tourist in der kleinen Bar, die eine überdachte Terrasse mit Meerblick hat. Und ganz viel Weihnachtskitsch. Mich fröstelt es etwas. Dafür gibt es hier regionale Spezialitäten: Ich trinke Poncha Maracuja, dazu gibt es eine Bolo mit Grillgemüse. Keine zehn Euro kostet mich das. Ich erkunde noch die Lavapools und schlendere durch die Stadt, amüsiert von der ganzen Weihnachtsbeleuchtung. Zum Abschluss hole ich mir im Kiosk noch ein paar Snacks und Bolo de Mel als Mitbringsel für zuhause. Was man hat, hat man.

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