Der O-Trek im Torres-del-Paine-Nationalpark in Patagonien war eines der intensivsten Trekking-Erlebnisse, das ich bisher gemacht habe. Acht Tage war ich unterwegs – mit Zelt, Kocher und allem, was ich brauchte, im Rucksack. Die Route führt einmal rund um das Paine-Massiv: durch dichte Wälder, vorbei an türkisblauen Gletscherseen, hoch über steinige Pässe und tief in windumtoste Täler.
Hier findest du:
- Buchungstipps, Anreise, Netzabdeckung und mehr
- Einen Überblick über die Etappen
- Campingplätze & Refugios

Zelt vs. Refugio – was passt zu dir?
Du kannst entweder zelten oder in „Refugios“ übernachten.
Kategorie | Zeltplatz | Refugio |
---|---|---|
Kosten | günstiger (11-13 USD/Nacht bei eigenem Zelt) | deutlich teurer (65–200 USD/Nacht) |
Flexibilität | mehr (eigenes Zelt, eigener Plan) | begrenzte Plätze, früh reservieren |
Komfort | wetterabhängig, basic | warm, windgeschützt, Matratze |
Ausrüstung nötig? | ja (Zelt, Schlafsack, Kocher etc.) (Ausrüstung kann auch dazu gebucht werden: Zelt (max. 2 Personen) ca. 45 USD Matratze ca. 12 USD Schlafsack ca. 30 USD) | nein (ggf. eigener Schlafsack) |
Sozialfaktor | eher ruhig, naturnah | lebendiger, mit Bar & anderen Hiker:innen |
Was sind Refugios im Torres del Paine?
Refugios sind einfache Berghütten entlang der Hauptwanderwege im Nationalpark. Sie bieten:
- Mehrbettzimmer (meist mit Stockbetten, 4–8 Personen pro Raum)
- Bettzeug oder Schlafsack (je nach Buchung)
- Toiletten & Duschen (mit warmem Wasser)
- Gemeinschaftsbereiche, Restaurants & Bars
- Strom, Handy-Lademöglichkeiten (zeitweise)
- WLAN (gegen Gebühr)
- Optional: Vollverpflegung oder Einzelmahlzeiten (Vollpension ca. 100 USD, Frühstück ca. 30 USD, Mittagessen oder Lunchpaket ca. 30 USD, Abendessen ca. 50 USD
- 💡 Auch Selbstversorger:innen können hier übernachten
Buchungen
Drei Betreiber decken den gesamten O-Trek ab:
Anbieter | Zuständige Camps | Website |
---|---|---|
Vertice Patagonia | Dickson, Los Perros, Grey, Paine Grande | www.verticepatagonia.cl |
Las Torres | Serón, Central, Chileno, Francés, Cuernos | www.lastorres.com |
CONAF | Nationalparkeintritt, Camp Italiano (geschlossen) | www.parquetorresdelpaine.cl |
Wichtig: Die Buchung muss vor Betreten des Parks erfolgen – Nachweis & Reisepass nötig! Sie wird nochmal an der Rangerstation Cairon kontrolliert, ebenso wie der Reisepass (diesen benötigst du auch an jedem Camp).
📌 Tipp:
Du kannst entweder direkt über die Seiten der Anbieter buchen oder über Plattformen wie Torres Hike oder BookingPatagonia, die alle Campsites zentral anzeigen. Allerdings ist die Buchung über die offiziellen Websites meist günstiger und transparenter, was Stornierungen und Check-in betrifft.
Anreise & Parkeintritt – so kommst du zum Startpunkt
Der O-Trek startet (und endet) im Torres del Paine Nationalpark, etwa 2–3 Stunden von Puerto Natales entfernt. Die Stadt ist dein Basecamp vor und nach der Tour – hier bekommst du alles, was du brauchst: letzte Einkäufe, Gaskartuschen, Leih-Equipment, gutes Essen und heiße Duschen.
Busverbindungen von Puerto Natales in den Park:
Mehrere Busunternehmen fahren täglich in den Park – starte am besten morgens gegen 7:00 Uhr. Die gängigsten sind:
Die Fahrt dauert etwa 2 Stunden, je nachdem, ob du an der Laguna Amarga oder direkt am Welcome Center aussteigst. Tickets kannst du bequem online buchen oder direkt in den kleinen Büros in Puerto Natales kaufen (bar oder mit Karte, je nach Anbieter).
Einstieg
Der O-Trek ist nur gegen den Uhrzeigersinn begehbar. Du kannst an mehreren Punkten starten, musst aber immer dem Uhrzeigersinn entgegenlaufen.
Welcome Center / Laguna Amarga
- Klassischer Startpunkt für den O-Trek
- Bus ab Puerto Natales bis Laguna Amarga, dann weiter per Shuttlebus (🚨 nur bar zahlbar!)
- Alternativ: ca. 7 km zu Fuß oder mit dem Taxi bis zum Welcome Center
- Du gehst zuerst Richtung Camp Serón, alternativ direkt zu den Torres und danach nach Serón.
Paine Grande
- Auch hier ist ein Start möglich (per Katamaran von Pudeto)
- Wichtig: Du darfst nicht im Uhrzeigersinn laufen – also direkt Richtung Francés oder Cuernos starten!
Laguna Verde (für Q-Trek / alternative Routen)
- Startpunkt für kombinierte Routen
- Nur mit privatem Transfer erreichbar
W-Trek starten? Der ist in beide Richtungen möglich – Einstieg z. B. bei Paine Grande oder Central
Netz & WLAN
Auf dem O-Trail gibt es über weite Strecken keinen Handyempfang – selbst an höher gelegenen Punkten bleibt das Netz oft aus. Es lohnt sich also, das Handy direkt in den Flugmodus zu versetzen, um Akku zu sparen. An den Campingplätzen besteht die Möglichkeit, WLAN-Zeit zu kaufen – entweder per Kreditkarte oder PayPal. Eine Stunde kostet 9.000 CLP, drei Stunden 15.000 CLP. Ich habe diesen Service alle paar Tage genutzt, um ein kurzes Lebenszeichen nach Hause zu schicken und die spektakulären Fotos zu teilen, die ich unterwegs aufgenommen habe.
Wetter & Kleidung – sei auf alles vorbereitet
Das Wetter im Torres-del-Paine-Nationalpark ist unberechenbar und extrem. Innerhalb eines Tages kann alles passieren: Sonne, Regen, Hagel, Sturm und wieder Sonne. Auf dem O-Trek hatte ich Nächte mit Frost, tagsüber aber auch Etappen im T-Shirt.
Besonders der Wind ist berüchtigt: Böen können so stark sein, dass Zelte über Nacht abgebaut oder beschädigt werden. An manchen Abschnitten fühlte sich der Wind fast wie ein Gegner an – besonders auf Pässen oder offenen Ebenen.
Kleidungstipps:
- Zwiebelprinzip: Baselayer + Fleece oder Daune + Hardshell
- Winddichte, wasserdichte Jacke (mit Kapuze!)
- Mütze, Buff & Handschuhe – auch im Sommer
- Regenhose
- Kurzes Shirt & Sonnenbrille für wärmere Phasen
- Warme Kleidung fürs Camp – auch im Zelt kann es frieren
📌Pro-Tipp: Fixiere dein Zelt gut mit Steinen und prüfe die Heringe doppelt – der Wind kommt oft aus dem Nichts.
Die Etappen
1. Etappe: Startpunkt → Campamento Serón
- Distanz: ca. 13 km
- Höhenmeter: ca. 330 m Aufstieg, 300 m Abstieg
- Beschreibung:
Der Start ist entspannt: Von der Laguna Amarga oder dem Welcome Center geht’s durch weites Grasland mit Blick auf den Río Paine. Die Landschaft öffnet sich langsam, erste Ausblicke auf das Paine-Massiv machen Lust auf mehr.
Übernachtung: Campamento Serón – ein kleiner, ruhiger Campingplatz mit einem Gemeinschaftszelt, lauwarmen Duschen und Trinkwasser. Heißes Wasser gibt es gegen eine kleine Spende. Zeltplätze auf Wiese. Es gibt Premiumzelte in Form von Dachzelten, einen kleinen Shop in dem Getränke, ein paar wenige (Menge und Auswahl) Snacks und angeboten wird. Lademöglichkeiten für elektr. Geräte sind in geringer Zahl vorhanden. Das Essen mit Vorbestellung sah gut aus. Es gibt auch ein kleines Refugio, allerdings sehr einfach gehalten mit wenigen Schlafplätzen und ohne große Ausstattung. Ideal, wenn man gleich am Anfang nicht im Zelt starten will.











2. Etappe: Serón → Refugio Dickson
- Distanz: ca. 15 km
- Höhenmeter: ca. 420 m Aufstieg, 380 m Abstieg
- Beschreibung:
Eine wunderschöne Etappe entlang des Río Paine, durch Waldabschnitte und mit Blick auf den Lago Dickson. Gegen Ende taucht der Dickson-Gletscher auf – ein echter Wow-Moment.
Übernachtung: Refugio Dickson – bietet lauwarme (nicht so schöne) Duschen, einen kleinen Kiosk mit Snacks und Bier, Aufenthaltsräume, Lademöglichkeiten und eine geschützte Kochzone mit Tischen. Die Zeltplätze liegen direkt am See. Das Refugio Dickson war zum Zeitpunkt unserer Tour geschlossen – man munkelt wegen Bettwanzen. Plane also unbedingt mit Zeltübernachtung.















3. Etappe: Dickson → Campamento Los Perros
- Distanz: ca. 12 km
- Höhenmeter: ca. 680 m Aufstieg, 350 m Abstieg
- Beschreibung:
Es geht tiefer in die Wildnis. Durch dichte Wälder und Geröll wandert man hinauf zum Gletscher Los Perros. Die Stimmung ist mystisch – perfekte Trekking-Atmosphäre.
Übernachtung: Campamento Los Perros – Basic, aber charmant. Kaltes Wasser, einfacher Kochbereich, ein paar Snacks, wenig Steckdosen verfügbar. Kein Refugio – Zelten only.














4. Etappe: Los Perros → Refugio Grey (über den John-Gardner-Pass)
- Distanz: ca. 14 km
- Höhenmeter: ca. 1130 m Aufstieg, 1600 m Abstieg
- Beschreibung:
Die Königsetappe: Früh starten, denn der steile Aufstieg zum John-Gardner-Pass hat es in sich. Oben wartet ein epischer Blick auf den Grey-Gletscher. Danach folgt ein steiler, technischer Abstieg mit Hängebrücken entlang des Eises.
Übernachtung: Refugio Grey – gut ausgestattet: bietet ein gemütliches Refugio mit Schlafsälen (4-Bett-Zimmer), Lounge, Bar, Restaurant und kleiner Terrasse mit Gletscherblick. Burger im Menü mit zwei Gläsern Bier für ca. 15 €! Zeltplätze gibt’s ebenfalls (teils sandig). heiße Duschen, ein Shop mit Gas und Snacks, sowie Aufenthaltsräume – ein Ort zum Durchatmen nach einem langen Tag.



























5. Etappe: Grey → Paine Grande
- Distanz: ca. 10 km
- Höhenmeter: ca. 430 m Aufstieg, 460 m Abstieg
- Beschreibung:
Entspanntere Etappe mit Blick auf den Lago Grey und schwimmende Eisberge. Ideal, um ein bisschen zu regenerieren.
Übernachtung: Paine Grande – der größte Platz im Park, fast schon ein Base Camp. Das Refugio ist groß und bietet viele Zimmer. Es gibt warme Duschen, eine große Küche, viele Plattformen, ein Restaurant mit Pizza(!), Burgern und heißem Wasser, eine Bar und einen reht großen Shop. Strom im sehr großen Aufenthaltsraum. Wer Essen vorbestellt hat, bekommt dieses in Buffetform. Zelt früh aufbauen um einen Platz nah am Berg zu ergattern (es kann sehr windig werden)!












6. Etappe: Paine Grande → Campamento Francés (inkl. Valle Francés)
- Distanz: ca. 20 km (mit Abstecher ins Valle Francés)
- Höhenmeter: ca. 1140 m Aufstieg, 880 m Abstieg
- Beschreibung:
Diese Etappe gehört zu den schönsten des gesamten Treks. Zunächst geht es entlang des Lago Skottsberg mit herrlichen Blicken auf die Cuernos del Paine. Ab dem Campamento Italiano beginnt der optionale, aber sehr lohnenswerte Aufstieg ins Valle Francés. Je nach Kondition kann man bis zum Mirador Francés oder weiter zum Mirador Británico steigen – beide bieten atemberaubende Panoramen. Danach weiter zum Campamento Francés, das idyllisch im Wald liegt.
Übernachtung: Campamento Francés – kleiner und ruhiger als die vorherigen Plätze. Es gibt warme Duschen, mehrere windgeschützte Kochbereiche, Waldzeltplätze (mit Plattformen). Sandwiches, Aufbackpizza, eine Bar und heißes Wasser. Kein Shop und sehr wenig Lademöglichkeiten. Premiumzelte auch hier in Dachzeltform. - Alternative: Cuernos liegt näher am Lago Nordenskjöld, bietet ebenfalls warme Duschen, einen Shop und sehr schönen Restaurantbereich mit Gemeinschaftsspielen und Gitarre – ideal, wenn du am nächsten Tag weniger Strecke machen möchtest oder mehr Komfort suchst. Das Refugio bietet 8-Bett-Zimmer und schöne duschen.





















7. Etappe: Campamento Francés → Central
- Distanz: ca. 15 km
- Höhenmeter: ca. 930 m Aufstieg, 1010 m Abstieg
- Beschreibung:
Der Weg führt entlang des türkisblauen Lago Nordenskjöld, mit konstantem Blick auf die Cuernos und das Paine-Massiv. Die Landschaft ist offen und weit, der Weg gut begehbar. Eine eher entspannte Etappe vor dem finalen Torres-Aufstieg.
Übernachtung: Central – eher enttäuschend. Einfaches (zugiges) Kochzelt, keine Lademögichkeiten, Zeltplätze auf der Wiese oder Premiumzelte in Dachzeltform. Der Shop bietet Empanadas und eine gute Auswahl an Snacks und Getränken und kostenloses heißes Wasser (nur während der eher begrenzten Öffnungszeiten) an. Das Refugio hat viele Zimmer, Restaurant und eine Bar. - Alternative:
Chileno liegt näher am Torres-Base-Trail und spart am nächsten Tag einige Höhenmeter. Allerdings ist der Platz kleiner, weniger windgeschützt und oft früh ausgebucht – früh reservieren lohnt sich!



















8. Etappe: Central → Mirador Las Torres → Rückweg & Ausstieg
- Distanz: ca. 18 km (Hin- & Rückweg)
- Höhenmeter: ca. 1280 m Aufstieg, 1240 m Abstieg
- Beschreibung:
Letzter Kraftakt: Früh los gehen, um den Sonnenaufgang an den Torres zu erleben – wenn das Wetter mitspielt. Der Aufstieg ist steil, aber der Blick auf die berühmten Granittürme entschädigt für alles. Danach Abstieg und Rückkehr zum Parkeingang oder Transfer nach Puerto Natales.
Übernachtung: Optional in Central oder gleich zurück nach Puerto Natales.













Fazit:
Der O-Trek gehört zu den eindrucksvollsten Fernwanderungen der Welt. Kein Spaziergang – aber ein unvergessliches Abenteuer. Jede Anstrengung wird belohnt: mit Ausblicken, Begegnungen und Momenten, die bleiben.
Die Camps reichen von „abenteuerlich einfach“ bis „fast luxuriös“ – je nach Vorliebe kannst du den Fokus auf Natur pur oder etwas mehr Komfort legen. Die Refugios in Cuernos und Chileno sind lohnenswerte Alternativen zu den klassischen Etappen, besonders wenn du etwas flexibler planen oder eine ausgewogenere Verteilung suchst.
Nur eines ist wichtig: früh buchen! Vor allem Cuernos, Chileno und Grey sind oft schon Wochen – manchmal Monate – im Voraus ausgebucht.
2 Responses
So, jetzt will ich da auch hin. Toll!
Sehr toll 🤪