Um 9.00 Uhr checken wir aus. Natürlich ohne Frühstück. Der Himmel ist bedeckt, aber dennoch ist es warm. Wir setzen uns ins Auto und fahren in Richtung Jabal Shams. Das „Dschabal Schams“ ist der höchste Berg im Sultanat Oman und einer der markantesten Gipfel im omanischen Teil des Hajar-Gebirges. Übersetzt bedeutet „Dschabal Schams“ „Berg der Sonne“. Dieser Berg erhebt sich auf eine Höhe von etwa 3.009 Metern über dem Meeresspiegel und bietet spektakuläre Aussichten auf die umliegende Landschaft, Schluchten und Täler. Die Region um den Dschabal Schams ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Abenteurer, die die atemberaubende Natur und die einzigartige Geologie des Omani-Gebirges erkunden möchten. Und das wollen wir natürlich.
Zunächst geht es über eine gut ausgebaute Straße mit unzähligen Blitzern, diese verlassen wir nach einer Weile und biegen auf eine schmalere ab. Wir fahren an einem ausgetrockneten Flussbett entlang, in welches sogar ein Fußballplatz gebaut wurde. Ich frage mich, wann es hier wohl zuletzt so viel geregnet hat, dass dieses ausgefüllt war. Am Valley necrosis halten wir für einen Fotostop. Ich muss gestehen, eigentlich haben wir die Gebäude nur zufällig und beim zweiten hinsehen entdeckt. Ursprünglich wollte ich einfach nur den Canyon fotografieren. Hier startet auch ein 6km langer markierter Wanderweg, der über die Westflanke der Nakhr Schlucht führt. Haben wir aber keine Zeit für, schließlich wollen wir heute hoch hinaus.
Weiter gehts und statt Blitzern sehen wir jetzt Ziegen am Straßenrand und hier und da auch mal auf der Straße. Genauso wie sehr viele traffic bumps,. Es geht stetig bergauf und eigentlich haben wir gar nicht mehr sooo viel Sprit. Ich suche auf der Karte nach einer Tankstelle und werde auch fündig. Also geht es weiter rauf. Die vermeintliche Tankstelle ist aber keine Tankstelle, sondern eine Pumpstation für Wasser. Naja, Restreichweite passt für das, was wir vorhaben, denn die nächste Tankstelle liegt offensichtlich ein ganzes Stück hinter uns und umdrehen möchten wir dafür jetzt nicht unbedingt.
Kurz bevor es richtig hoch geht, hält uns ein Omani an. Wir können nur mit einem 4×4 weiter fahren. Er bietet an, uns zu fahren. Gegen Bezahlung natürlich. Man könnte die 20 km auch laufen, aber das empfiehlt er uns auch nicht. Wir beratschlagen uns kurz, beschließen dann aber, es einfach mal selbst zu versuchen. Wenn es wirklich nicht fahrbar sein sollte, können wir ja wieder umdrehen oder das Auto stehen lassen und den Rest zu Fuß gehen.
Die Piste windet sich in steilen Kurven den Berg hoch und wir können der Tanknadel zusehen, wie sie fällt. So ein Mist. Auf einmal zeigt sie uns nur noch eine Restreichweite von 15 km an. An der nächstmöglichen Stelle drehen wir und bleiben am Straßenrand stehen für ein kurzes brainstorming. Die Tankstelle ist mittlerweile 21 km weit weg von uns. Aber es geht fast ausschließlich bergab, sollte funktionieren. Wir steigen zurück ins Auto und starten den Motor. Restreichweite: 0 km. Oh man. Ich fluche in mich hinein, dass wir nicht sofort umgedreht sind. Naja, schauen wir mal, wie weit wir kommen. Angespannt sitze ich auf dem Beifahrersitz und starre auf`s Navi. Was ist, wenn wir liegen bleiben? Außer uns scheint hier irgendwie niemand unterwegs zu sein. Wird wohl doch ein Wandertag…
Ich freue mich über jede Kurve, die wir hinter uns lassen. Uns kommt der Omani von vorhin entgegen und grüßt belustig. Der denkt sicherlich, dass wir aufgegeben haben. Wenn der wüsste!
Aber wie durch ein Wunder erreichen wir die Tankstelle. Mit vollem Tank geht es nun in Runde zwei. Dieses mal sind wir dabei wesentlich entspannter. Die Strecke hoch ist abenteuerlich, aber ein Allradantrieb ist nicht unbedingt notwendig. Anders ist dies vermutlich, wenn die Straße mal nicht staubtrocken ist. Dann stelle ich mir das ziemlich rutschig vor.
Die Sicht ist naja… begrenzt. Was uns natürlich nicht davon abhält, einen ausgiebigen Zwischenstop an diversen Viewpoints zu machen. Die tiefe der Schucht ist atemberaubend. Es lassen sich unzählige Gesteinsschichten erkennen. Manchmal sind am Boden Markierungen, aber ich bin mir nicht sicher, was genau sie aussagen wollen. Vielleicht einfach gute viewpoints? Ein bisschen wackelige Knie habe ich schon, als ich mich an die Klippe setze und die Beine herunterbaumeln lasse. Geht ganz schön tief runter. Unter mir kreisen Greifvögel die so winzig wie Spatzen erscheinen. Wie viele Jahre hat sich das Wasser hier wohl schon durch den Fels gefressen?
Ein paar Unterkünfte gibt es hier oben auch. Wir überlegen, ob sich das lohnt. Sonnenauf- und untergänge sind hier bestimmt traumhaft. Aber die kosten sehr viel Geld. Und wer weiß schon, ob es heute überhaupt nochmal aufklart. Wir fahren noch etwas weiter. Es gibt einen „balcony walk hike“ in den Canyon, den ich gerne machen möchte. Weiter geht´s! Aber dann schnell wird klar: Hier kommt unser Auto doch an seine Grenzen. Na gut, dann gehen wir halt von hier, ist auch nicht mehr weit.
An dem Startpunkt gibt es einen kleinen einfachen Campingplatz und ein paar Frauen verkaufen selbstgemachten Schmuck, Fossilien und Brennholz. Wobei ich das nicht wirklich als Brennholz bezeichnen würde. Es sind ein paar trockene Zweige. Aber mehr gibt es hier ja auch nicht. Nach der ersten Kurve folgt noch ein weiterer Stand, hier gibt es Kaltgetränke und vier Plastikstühle vor einer spärlichen Absturzsicherung. Mir ist aber gerade eher nach Heißgetränk. Ich hatte nicht bedacht, dass es auf 3.000m Höhe gar nicht mehr so warm ist.
Wir gehen nicht die komplette Wanderung, schließlich haben wir durch die doppelte Fahrerei ganz schön viel Zeit verloren. Und gegessen haben wir auch noch nichts. Auf dem Rückweg halten wir nochmal kurz für ein paar Fotos an, dann ist der nächste Stop erst wieder ein kleiner Supermarkt, bei dem wir uns ein Eis und Cola holen. Während wir das Eis essen, suchen wir uns eine Unterkunft in Bahla. Es gibt nicht viel Auswahl, das macht die Entscheidung leicht. Bahla ist eine historische Stadt im Sultanat Oman. Sie liegt etwa 40 Kilometer südlich von Nizwa und ist bekannt für ihre reiche kulturelle und historische Bedeutung.
Das Hotel ist wirklich sehr einfach, aber das Personal am Empfang sehr freundlich. Wir können morgen ein einfaches Frühstück bekommen, welches uns vor die Tür gestellt wird. Klingt gut. Viele Restaurants gibt es auch nicht und das obwohl Bahla aufgrund ihres kulturellen und historischen Reichtums Touristen und Geschichtsinteressierte aus der ganzen Welt anzieht. Wir landen bei einem Jemeniten, wo ich das erste mal etwas komisch angeschaut werde. Die Kommunikation dort ist etwas schwierig, niemand kann so richtig Englisch und schließlich bestellen wir irgendetwas. Ich glaube, ich habe ein Frühstück bestellt und bin mir auch nicht so ganz sicher, was es ist. Marcels Fleisch ist auch etwas undefinierbar. Naja, am Ende sind wir beide satt. Als wir zurück ins Hotel gehen, wird uns gesagt, dass es doch kein Frühstück geben wird. Schade.
Die Route findest du hier
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