Denkt man an Grönland, denkt man natürlich als erstes an die riesigen Eismassen, die 80% der Landfläche Grönlands bedecken. Ein riesiger weißer Fleck auf der Landkarte, in dessen Geheimnisse wir ein bisschen eintauchen wollen.

Das Eis reicht von Küste zu Küste und bedeckt ca. 1,7 Mio. km², dabei ist es bis zu 3,6 km dick und 100.000 Jahre alt. Unvorstellbar irgendwie. Man kann es aus allen grönländischen Regionen erreichen, allerdings gibt es nur eine Straße in das Eis und die startet von Kangerlussuaq. Wurde übrigens von VW gebaut, um dort Tests durchzuführen, das ganze wurde allerdings irgendwann aufgegeben, die Straße zurückgelassen. Wobei Straße auch etwas übertrieben ist, wie wir später herausfinden werden.

Wir haben einen achtstündigen Ausflug gebucht, damit wir nicht nur etwa den Point 660 und den Russell Gletscher besuchen werden, sondern auch eine Tour durch die Eismassen machen können. Von unserem Hostel aus gehen wir zu Fuß zum Hotel Sisimiut, dort werden wir von unserem Guide erwartet. Dachten wir zumindest. Wir warten und warten, aber nichts passiert. Irgendwann fragen wir nach und finden heraus, dass der Guide am Flughafen auf uns gewartet hat. Nach kurzer Vorstellungsrunde geht es auch schon los, wir drei sind die einzigen, die den Ausflug heute gebucht haben und so haben wir quasi eine Privatbehandlung.

Eine unruhige Fahrt zum Icecap

25 km sind es bis zum Inlandeis. Wir erzählen ein bisschen von unserer Zeit auf dem Arctic Circle Trail und dass wir etwas enttäuscht sind, dass wir keine Moschusochsen gesehen haben. Dann halten wir an zwei Flugzeugwracks an. Die Piloten hatten keinen Sprit mehr und wollten in Kangerlussuaq notlanden… hat nicht so gut funktioniert. Und dann klingelt auf einmal mein Handy. Ungläubig schaue ich es an. Anruf von zuhause, muss wohl wichtig sein, denke ich, schließlich wissen alle, dass ich nur bedingt erreichbar bin und auch sein will. Es war wichtig. Ich muss mich setzen, ein Gefühl von Panik steigt in mir auf und schnürt mir die Kehle zu. Fragend sehen die anderen mich an. „Bad news from home“ drücke ich heraus, dann fließen die Tränen. Aber ich will, dass wir weiterfahren und das machen wir dann auch. Die Straße ist sehr schlecht und nach einer weile halten wir nochmal an einem großen See an, von hier erhaschen wir den ersten Blick auf das Eis. Die Sorgen sind zwar nicht vergessen, aber doch etwas kleiner geworden.

Wir fahren ein kleines Stückchen, dann halten wir erneut. Wir gehen zum Fluss, wo man deutlich die Spuren des Wassers am Fels erkennen kann. Einmal im Jahr staut sich hier das Schmelzwasser hoch, dann fließt es in einer Welle Richtung Kangerlussuaq ab. Normalerweise passiert das im September. Dieses Jahr war es schon im Juli. Der Guide vermutet, dass es aber im September trotzdem nochmal passieren könnte. Gruselig. Noch ein Stück weiter kommt der nächste Stopp, am Russel Gletscher. Wir machen Mittagspause, es gibt belegte Baguettes. Von hier kann man das Gletscherkalben beobachten, wenn riesige Eisbrocken von der Kante abbrechen und ins Wasser stürzen. Leider, oder zum Glück, je nachdem, wie man es nimmt, bricht nichts ab, als wir da sind. Dennoch ist es irgendwie beeindruckend, die 1000 m dicke Abbruchkante zu sehen, die aus der Ferne gar nicht so riesig wirkt.

Wandern in eisigen Weiten

Nach einer sehr sehr holprigen Fahrt erreichen wir dann das icecap. Wir lassen das Auto zurück und gehen die ersten paar Meter auf dem Eis, das hier „dreckig“ ist. Dann ziehen wir die Steigeisen an. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Das Gefühl, auf diesem gewaltigen Eisschild zu stehen, ist einfach surreal. Hier enthüllt das Eis seine ganze Pracht. Unzählige Grün- und Blautöne mischen sich in das Weiß, das Eis glitzert in der Sonne. Gletscherflüsse durchziehen das Eis, dass wie ein endloses eingefrorenes Meer erscheint. Die glitzernde Oberfläche erstreckt sich bis zum Horizont und ich kann kaum fassen, dass ich diesen Ort tatsächlich betreten darf.

Unser Guide führt uns zu einem tiefen Loch. Vorsichtig darf einer nach dem anderen herunterschauen, die Stöcke zur Sicherheit vor uns ins Eis gesteckt, damit wir das Gleichgewicht nicht verlieren. Die Chance, aus so einem Loch wieder herauszukommen, ist gleich Null. Unterirdische Flüsse fressen ein Labyrinth in die Eismassen.

Während unserer Wanderung werden wir mit einigen der schönsten Naturschauspiele belohnt. Majestätische Gletscher, schillernde Eisformationen und kristallklare Eisbrocken faszinieren uns immer wieder. Wir sind umgeben von einer stillen und beeindruckenden Landschaft, die uns demütig und bewusst macht, wie klein wir Menschen in der Größe dieser Natur sind.

Der Guide führt uns über gewundene Eiskämme, während wir vorsichtig mit unseren Steigeisen über das glatte Eis schreiten. Die Stille ist überwältigend, nur das Knirschen des Schnees unter unseren Füßen begleitet uns. Wir kommen zu einem Gletscherfluss, der sich bereits tief in das Eis gefressen hat. Sieht ein bisschen aus, wie eine Wasserrutsche. Nur diese ist vermutlich tödlich. Wir füllen unsere Wasserflaschen mit dem eiskalten Wasser auf, ein Genuss. Dann geht es weiter zum nächsten Highlight: Ein türkisblauer See! Der Guide sagt, dass dieser vor ein paar Tagen noch viel größer gewesen sei und wir können schnell ausmachen, woran das liegt. An einer Stelle hat sich ein Abfluss gebildet und so verschwindet das Wasser langsam, wie bei einer Badewanne, bei der man den Stöpsel gezogen hat.

Und genau das wird uns zum Verhängnis. An der Stelle, wo wir eigentlich den Bach kreuzen sollten, ist nun ein tief eingegrabener Fluss, unpassierbar für uns. Wir suchen eine andere Stelle, man spürt die Anspannung unseres Guides, auch wenn er das natürlich nicht zeigen möchte. Schließlich finden wir eine Stelle, an der es nicht ganz so tief ist. Stefan schlägt mit seinem Eispickel zwei Stufen ins Eis, sodass die Stelle, die übersprungen werden muss, nicht ganz so tief ist. Dennoch weiß ich nicht, wohin mit meinen Füßen, ich habe das Gefühl, nicht sicher genug zu stehen. Du musst den Steigeisen vertrauen, sagt der Guide. Haha, wenn das so einfach wäre. Schließlich traue ich mich dann aber doch und wir kommen alle sicher auf der anderen Seite an.

Kurz darauf steckt ein Trekkingstock im Eis. Die Guides haben ihn als Markierung dorthin gesteckt. Nicht aber, um den Weg zu markieren, sondern um das Abtauen des Eises zu beobachten. Und das ist wirklich erschreckend: Innerhalb der letzten zehn Tage sind 50 cm geschmolzen! Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, es ist schockierend und traurig zugleich.

Nach mehreren Stunden auf dem Inlandeis kehren wir schließlich zum Ausgangspunkt zurück. Müde, aber erfüllt von diesem außergewöhnlichen Erlebnis, reflektieren wir über die Bedeutung solcher Abenteuer. Das Wandern auf dem Inlandeis war nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch eine geistige Reise, die uns mit der Natur verbunden hat. Es erinnerte uns daran, wie wichtig es ist, diese zerbrechliche Umwelt zu schützen und zu bewahren.

Und während wir unsere Ausrüstung wieder im Auto verstauen, schleicht doch tatsächlich ein Polarfuchs um uns herum! Ich bin etwas skeptisch, weil er so nah kommt und denke sofort an Tollwut, der Guide erklärt aber, dass der oft da ist, schließlich treiben sich hier viele Touristen rum und es fällt hier und da mal etwas zu essen runter.

Auf dem Rückweg halten wir nochmal an einem anderen See, wo vor kurzem Urzeitlebewesen entdeckt wurden. Kleine Amphibien oder Fischchen, ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Wir fahren langsam zurück, der Guide hält Ausschau nach Moschusochsen, leider findet er auch keine. Wir halten nochmal für eine Pause mit heißem Kakao, dann geht es weiter nach Kangerlussuaq.

Fazit:

Eine Wanderung auf dem Inlandeis in Grönland ist zweifellos ein außergewöhnliches Abenteuer. Die majestätische Schönheit des Eises, die Stille der Natur und das Gefühl der Verbundenheit mit der Umwelt hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Es ist eine Erfahrung, die den Horizont erweitert, die Sinne weckt und einen tiefen Respekt vor der Kraft der Natur vermittelt. Wenn du jemals die Gelegenheit hast, das Inlandeis zu erkunden, solltest du diese Chance ergreifen und dich auf eine unvergessliche Reise begeben.

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Über Bonvoylara

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Der eiskalte Wind pfeift mir um die Ohren. Warum habe ich eigentlich keine Handschuhe eingepackt? Ich hätte wenigstens meine Weihnachtsmütze aufsetzen können. Ich gehe über den Bergkamm, rechts und links versinkt alles in den Wolken unter mir. Sichtweite? Bis zur nächsten Kurve. Der Wind bläst hier so stark, dass ich Angst habe, weggeweht zu werden. Kaum jemand ist unterwegs. Oh man, das hab ich mir wirklich ganz anders vorgestellt. ie Feuchtigkeit verstärkt die Kälte, und mit zugezogener Kapuze stehe ich an irgendeinem Aussichtspunkt und beschließe, dass das hier nichts wird. Erstens habe ich null Aussicht und zweitens wirklich Angst, hier alleine weggeweht zu werden. Etwas wehmütig trete ich den Rückweg über die ganzen Stufen an, die ich schon hinter mir hatte. Ich treffe noch ein deutsches Paar, die auch umkehren wollen. Etwas enttäuscht bin ich schon, aber ich weiß, dass das die richtige Entscheidung ist. Nach einer Dreiviertelstunde bin ich bereits wieder am Auto. Immerhin gibt’s kein Problem wegen des Parkens.
Es hat etwas gedauert, bis ich an meinem ersten Tag allein auf madeira am Meer war und zur Ruhe kommen konnte.
Wir fahren zu einem kleinen Strand, ich hüpfe nochmal ins Meer und wir genießen den letzten Nachmittag gemütlich im Schatten. Anschließend fahren wir ein Stück weiter in die Berge, um dort den Sonnenuntergang anzusehen. Das klappt leider so gar nicht, weil der eingezeichnete Spot definitiv nicht mit unerem Auto befahrbar ist. 😅 Wir fahren also wieder Richtung Küste, die Himmelsrichtung müsste für einen schönen Sonnenuntergang passen und ich habe auf der Karte ein paar Restaurants entdeckt.🤩 Zunächst geht es durch das Botschaftsviertel, bis wir an einer hippen Promenade landen. Hier reiht sich ein Lokal an das nächste und als die Sonne untergegangen ist, füllt sich die Wiese am Ufer schnell mit unzähligen Leuten, die sich zum Picknicken treffen. Wir suchen uns ein Restaurant aus, Essen ein paar Kleinigkeiten und trinken dazu frisch gepresste Sä fte. Mein Favorit ist der Granatapfelsaft. 🤤Danach setzen wir uns noch etwas ans Wasser und lauschen dem Meeresrauschen bevor wir uns gegen 23.00 Uhr Richtung Flughafen aufmachen. Unser Flieger geht um 4.00 Uhr morgens 😣
Heute mal Kopftuch🕌
🕌 Erhebend. Majestätisch. Inspirierend.
Der Kronleuchter ist zweifellos eines der markantesten Merkmale dieses heiligen Ortes und symbolisiert die Pracht und Erhabenheit der islamischen Architektur und Kunst. Der Kronleuchter besteht aus einer Vielzahl von funkelnden Kristallen, die kunstvoll angeordnet sind, um das Licht einzufangen und es in alle Richtungen zu reflektieren. Die Kristalle glitzern und schimmern in den Farben des Regenbogens, wenn das Sonnenlicht durch die bunten Fenster des Gebetssaals fällt und eine magische Atmosphäre schafft.
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