Heute habe ich das Vergnügen, an einer atemberaubenden vierstündigen Bootstour von Sisimiut, einer charmanten Stadt an der Westküste Grönlands, nach Sarfannguit, einem kleinen Ort inmitten der Meerenge im UNESCO-Weltkulturerbe Aasivissuit-Nipisat, teilzunehmen. Wer meinen Bericht über Island gelesen hat, weiß, dass Boote und ich nicht die allerbesten Freunde sind, und so zweifle ich etwas daran, ob das tatsächlich zum Vergnügen wird, besonders, als ich unser kleines Boot betrachte. Aber nun gut, ich habe mir das in den Kopf gesetzt, und wirklich günstig ist der Ausflug auch nicht, also ziehe ich das auch durch. Und eigentlich bin ich auch ein bisschen froh, mal einen Tag (mehr oder weniger) alleine zu verbringen. Also steige ich entschlossen über die Reling.

Da das arktische Klima unberechenbar sein kann, trage ich gleich mehrere Schichten übereinander, was definitiv die richtige Entscheidung war, wie sich schnell zeigen wird. Mit an Board sind neben dem Kapitän, einem Guide noch ein Paar und eine Familie aus Dänemark. Wir entfernen uns langsam vom Ufer und verlassen Sisimiuts bunten Hafen, passieren kleine Inseln. Dann gibt der Kapitän Gas. Nach ein paar Minuten halten wir auf einmal an und ein zweites Boot kommt angefahren. Ich staune nicht schlecht, als eine junge Frau aus dem Boot zu uns ins Boot klettert. Sie wird als Guide die Tour begleiten. Mit 20 Knoten düsen wir durch den Fjord, auf deren Seiten sich steile Berge erheben. Der kalte Wind treibt mir Tränen in die Augen und ich halte meine Mütze fest, damit sie mir nicht wegfliegt. Außer mir steht nur ein Vater mit seinem Sohn draußen, der Rest sitzt im warmen Innenraum. Ich genieße den Fahrtwind und die Geschwindigkeit, übel ist mir gar nicht. Auch wenn ich manchmal etwas Angst habe, vom Boot zu fallen. Unser erster Halt ist ein verlassenes Dorf. Die dort gebaute „Privatschule“ dient heute noch als Jugendherberge für die grönländischen Schulkinder. Hier lernen sie in einer Art Ferienlager traditionelle Jagdtechniken und Handwerkskunst.

Die beiden neben mir haben ein Fernglas dabei und plötzlich sind sie ganz aufgeregt: Sie haben einen Wal entdeckt! Ohne zu zögern drücken sie mir das Fernglas in die Hand und ich suche den Horizont ab. Mit viel Mühe erkenne ich die Wasserfontäne. Wir geben drinnen Bescheid und sofort ändert das Boot seinen Kurs. Mit voller Fahrt steuern wir auf die Wale zu. Ich bin etwas irritiert von diesem Vorgehen und natürlich sind sie abgetaucht, bevor wir da sind. Langsam wird mir doch sehr kalt und ich suche drinnen Schutz vor dem Wind. Kurz darauf entdecken wir noch eine Gruppe von Walen, diesmal nicht so weit weg, ihre majestätischen Körper sind mit bloßem Auge zu erkennen. Wir beobachten sie eine ganze Weile, dann tauchen sie auch ab und wir fahren weiter in Richtung Sarfannguit.

Nach einer spannenden Bootsfahrt erreichten wir schließlich Sarfannguit. Das kleine Küstendorf hat eine widersprüchliche Quellenlage zur Gründung und es gibt mehrere Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Klar ist jedoch, dass es wirklich sehr klein ist. Hier leben 101 Menschen. Dennoch gibt es einen Kindergarten, eine Schule, einen Spielplatz, einen Fußballplatz, einen kleinen Supermarkt, eine Kirche und ein Versammlungsgebäude – das Facebook Sarfannguits, erklärt mir mein Guide auf Englisch. Ich bekomme quasi eine Sonderführung, während der Rest der Gruppe auf dänisch betreut wird. Das Dorf wird alle zwei Wochen von der Royal Arctic Line angefahren, im Winter erfolgt die Versorgung über Hundeschlitten oder Schneemobil. Zusätzlich gibt es einen Heliport. Wir schlendern durch den Ort den Berg hinauf zum Friedhof. Ich erfahre, dass die meisten Gräber zum Schutz vor Wildtieren eingezäunt sind. Wir gehen weiter zu einem Glasiglo. Der Künstler hat jeden Glasstein selbst gesetzt und sogar während der Errichtung an Ort und Stelle übernachtet. Ich blicke wehmütig in die Berge und denke zurück an die vergangenen Tage auf dem Arctic Circle Trail. Hätten wir die Südroute genommen, wären wir hier fast dran vorbeigekommen. Wir schauen uns noch ein Denkmal (sorry, hab vergessen an wen es erinnern soll) an, dann geht es zurück aufs Boot, wo uns heiße Getränke und Muffins erwarten. Es fängt leicht an zu regnen. Angestrengt starre ich auf die Wasseroberfläche, in der Hoffnung, noch einen Wal zu sehen. Und tatsächlich sehen wir bereits nach kurzer Zeit den Blas von zwei Walen, vermutlich die gleichen, die wir bereits auf dem Hinweg gesehen haben. Wir verlangsamen das Tempo und ich freue mich, die riesigen Säugetiere durchs Wasser gleiten zu sehen.

Als wir Sisimiut wieder erreichen, bin ich mehr als zufrieden. Zufrieden bin ich auch mit meinem Magen, der bereit für das Abendessen ist, bevor es nochmal ein bisschen Spa gibt.

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Der eiskalte Wind pfeift mir um die Ohren. Warum habe ich eigentlich keine Handschuhe eingepackt? Ich hätte wenigstens meine Weihnachtsmütze aufsetzen können. Ich gehe über den Bergkamm, rechts und links versinkt alles in den Wolken unter mir. Sichtweite? Bis zur nächsten Kurve. Der Wind bläst hier so stark, dass ich Angst habe, weggeweht zu werden. Kaum jemand ist unterwegs. Oh man, das hab ich mir wirklich ganz anders vorgestellt. ie Feuchtigkeit verstärkt die Kälte, und mit zugezogener Kapuze stehe ich an irgendeinem Aussichtspunkt und beschließe, dass das hier nichts wird. Erstens habe ich null Aussicht und zweitens wirklich Angst, hier alleine weggeweht zu werden. Etwas wehmütig trete ich den Rückweg über die ganzen Stufen an, die ich schon hinter mir hatte. Ich treffe noch ein deutsches Paar, die auch umkehren wollen. Etwas enttäuscht bin ich schon, aber ich weiß, dass das die richtige Entscheidung ist. Nach einer Dreiviertelstunde bin ich bereits wieder am Auto. Immerhin gibt’s kein Problem wegen des Parkens.
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Wir fahren zu einem kleinen Strand, ich hüpfe nochmal ins Meer und wir genießen den letzten Nachmittag gemütlich im Schatten. Anschließend fahren wir ein Stück weiter in die Berge, um dort den Sonnenuntergang anzusehen. Das klappt leider so gar nicht, weil der eingezeichnete Spot definitiv nicht mit unerem Auto befahrbar ist. 😅 Wir fahren also wieder Richtung Küste, die Himmelsrichtung müsste für einen schönen Sonnenuntergang passen und ich habe auf der Karte ein paar Restaurants entdeckt.🤩 Zunächst geht es durch das Botschaftsviertel, bis wir an einer hippen Promenade landen. Hier reiht sich ein Lokal an das nächste und als die Sonne untergegangen ist, füllt sich die Wiese am Ufer schnell mit unzähligen Leuten, die sich zum Picknicken treffen. Wir suchen uns ein Restaurant aus, Essen ein paar Kleinigkeiten und trinken dazu frisch gepresste Sä fte. Mein Favorit ist der Granatapfelsaft. 🤤Danach setzen wir uns noch etwas ans Wasser und lauschen dem Meeresrauschen bevor wir uns gegen 23.00 Uhr Richtung Flughafen aufmachen. Unser Flieger geht um 4.00 Uhr morgens 😣
Heute mal Kopftuch🕌
🕌 Erhebend. Majestätisch. Inspirierend.
Der Kronleuchter ist zweifellos eines der markantesten Merkmale dieses heiligen Ortes und symbolisiert die Pracht und Erhabenheit der islamischen Architektur und Kunst. Der Kronleuchter besteht aus einer Vielzahl von funkelnden Kristallen, die kunstvoll angeordnet sind, um das Licht einzufangen und es in alle Richtungen zu reflektieren. Die Kristalle glitzern und schimmern in den Farben des Regenbogens, wenn das Sonnenlicht durch die bunten Fenster des Gebetssaals fällt und eine magische Atmosphäre schafft.
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