Die Nacht war, wie erwartet, kalt. Sehr kalt. Erwartungsvoll öffne ich um halb sechs mein Zelt, um eingekuschelt auf den Fjord herunterzuschauen. Pustekuchen, eine einzig graue Suppe, Sichtweite vielleicht 100 m. Etwas enttäuscht ziehe ich die Sachen, die ich mir nachts noch nicht angezogen habe, an und stapfe steif vor Müdigkeit und Kälte in Richtung Hütte. Während ich auf die anderen beiden warte, mache ich mir schonmal einen heißen Tee.

Wir frühstücken in de Hütte, lassen die Schlafsäcke trocknen und packen hier auch unsere Rucksäcke. Das letzte Mal. Fühlt sich irgendwie komisch an. Um 9:00 Uhr geht es dann los. Ich starte in T-shirt, Pulli, Jacke, Mütze und Schal. So viel hatte ich die ganze Zeit nicht beim wandern an. Als der erste Anstieg kommt, ziehe ich den Pulli wieder aus. Immerhin sind es jetzt auch 5° C. Ich weiß nicht genau, ob es regnet oder wir durch die Wolken, durch die wir laufen, so nass sind. Auf jeden Fall ist es mehr als unangenehm. Auf der Karte haben wir ein Snowmobilcenter gesehen, da wollen wir Pause machen und uns aufwärmen. Aber erstmal stehen wir, wie auch sonst, vor einem breiten Fluss. Wir laufen mehrfach das Ufer ab, aber ich finde keine gut Stelle, so man über Steine hüpfen könnte. Zähneknirschend ziehe ich meine Schuhe und Socken aus und die Watschuhe an. Dann mache ich vorsichtig den ersten Schritt in das eiskalte Wasser. Es fühlt sich an wie 1000 Nadelstiche und ich fluche laut. Das ganze an- und ausziehen dauert wie immer relativ lange und die Stimmung ist wirklich nicht gut. Wir reden kaum, gehen zügig bergauf um nicht noch mehr auszukühlen. Ich bin etwas traurig, dass der letzte Tag für uns zu so einem Kampf geworden ist.

Dann kommt das erste Tageshighlight: Ein Plumpsklo, mitten in den Bergen! Ein sehr teures Plumpsklo, wenn man bedenkt, dass es mit dem Hubschrauber geleert wird… Leider muss von uns niemand aufs Klo und so marschieren wir weiter.

Irgendwann geht es nicht mehr bergauf und wir sehen ein paar Wegmarkierungen, die eindeutig für Schneemobile sein müssen. Das Center ist aber weiterhin nicht zu sehen. Umso weiter wir gehen, umso klarer wird uns, dass es das Center entweder nicht mehr gibt, oder wir es aufgrund der fehlenden Sichtweite einfach nicht gefunden haben. Ich ziehe mir meinen Pulli wieder über, viel zu spät eigentlich. Meine linke Wade macht mittlerweile ganz zu, ich beiße die Zähne zusammen und gehe weiter. Heute heißt es einfach ankommen, so nass können wir keine Pause machen. Irgendwann knurrt der Magen aber doch zu sehr und ich teile feierlich die letzte halbe Tafel Schokolade unter uns auf. Und dann geht es endlich bergab! Das heißt, es ist nicht mehr sooo weit bis Sisimiut. Der Abstieg ist herausfordernd, aber zum Glück ist es jetzt nicht mehr ganz so nass. Kurz bevor wir die Schotterpiste Richtung Sisimiut erreichen, wird es nochmal sehr matschig. Hier ist alles von den ATVs total ausgefahren.

Schon von weitem sehen wir die kleinen bunten Häuschen. Sleddogtown – die Hundeschlittenstadt. Auf der Piste stehen die ersten Werbeschilder von Hotels. Theoretisch kann man von hier aus dort anrufen und sich abholen lassen. Ein bisschen verlockend ist das ja schon, vor allem weil es dort einen Spa-Bereich gibt. Machen wir aber natürlich nicht, die letzten Meter schaffen wir ja wohl auch noch. Das mit den Schlittenhunden ist doch etwas befremdlich: Als wir dort ankommen, werden wir aus einer Mischung aus Heulen und Bellen begrüßt. Jeder Hund hat seine eigene kleine Hütte und ist an einem Pfahl angekettet. Der Bewegungsradius auf dem Boden ist deutlich erkennbar. Das ist aber auch notwendig, die Hunde sind nicht ganz ungefährlich.

Uns kommen zwei Frauen entgegen, die fragen, ob Sie uns helfen können. Wir lehnen dankend ab, schließlich wollen wir einfach nur ankommen. Auf einmal taucht rechts neben uns ein ganzer Wurf kleiner Welpen auf – ohne Ketten. Vorsichtig begutachten sie die komischen Gestalten, werden aber schnell mutiger. Einer knabbert sogar meinen Wanderstock an. Nach einer kurzen Kuscheleinheit gehen wir weiter, zwei der kleinen Racker folgen uns ein ganzes Stück. So lange, bis auf einmal ein ausgewachsener Hund auf uns zuprescht. Wir sind aber gar nicht das Ziel, sondern der Welpe. Knurrend steht der Hund über dem Welpen und ich traue mich gar nicht so Recht, hinzusehen.

Dann endlich kommen wir auf Asphaltstraßen. Und irgendwo hier endet der Arctic Circle Trail still und heimlich.

Wir sind uns schnell einig, dass wir einfach das erstbeste Hotel nehmen wollen, das wir finden. Und so stehen wir pitschepatschenass vor dem Hotel Sisimiut, als wir unser Finisher Foto machen und staunen ganz schön, als wir das Hotel betreten. Mit soviel Luxus hatten wir irgendwie gar nicht gerechnet und ich schäme mich fast, so nass und dreckig an der Rezeptionzu stehen. Wir buchen das „hikers offer“ – drei Nächte zum Preis von zwei, Wäscheservice, Spa, E-Scooter, E-Bikes. Was will man mehr?

Wir gehen lange heiß duschen, geben de erste Wäsche zum waschen ab und dann geht es zum Einkaufen – in Skiunterwäsche, den Rest hab ich gerade abgegeben. Unsere Zelte können wir zum Trocknen in den Konferenzsaal hängen. Wir nehmen die Scooter mit, kaufen alle mögliche an Essen ein, für mich gibt es noch einen Pulli, damit ich wenigstens halbwegs angezogen bin beim Abendessen. Und da lassen wir es uns richtig gut gehen und feiern den Arctic Circle Trail.

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Der eiskalte Wind pfeift mir um die Ohren. Warum habe ich eigentlich keine Handschuhe eingepackt? Ich hätte wenigstens meine Weihnachtsmütze aufsetzen können. Ich gehe über den Bergkamm, rechts und links versinkt alles in den Wolken unter mir. Sichtweite? Bis zur nächsten Kurve. Der Wind bläst hier so stark, dass ich Angst habe, weggeweht zu werden. Kaum jemand ist unterwegs. Oh man, das hab ich mir wirklich ganz anders vorgestellt. ie Feuchtigkeit verstärkt die Kälte, und mit zugezogener Kapuze stehe ich an irgendeinem Aussichtspunkt und beschließe, dass das hier nichts wird. Erstens habe ich null Aussicht und zweitens wirklich Angst, hier alleine weggeweht zu werden. Etwas wehmütig trete ich den Rückweg über die ganzen Stufen an, die ich schon hinter mir hatte. Ich treffe noch ein deutsches Paar, die auch umkehren wollen. Etwas enttäuscht bin ich schon, aber ich weiß, dass das die richtige Entscheidung ist. Nach einer Dreiviertelstunde bin ich bereits wieder am Auto. Immerhin gibt’s kein Problem wegen des Parkens.
Es hat etwas gedauert, bis ich an meinem ersten Tag allein auf madeira am Meer war und zur Ruhe kommen konnte.
Wir fahren zu einem kleinen Strand, ich hüpfe nochmal ins Meer und wir genießen den letzten Nachmittag gemütlich im Schatten. Anschließend fahren wir ein Stück weiter in die Berge, um dort den Sonnenuntergang anzusehen. Das klappt leider so gar nicht, weil der eingezeichnete Spot definitiv nicht mit unerem Auto befahrbar ist. 😅 Wir fahren also wieder Richtung Küste, die Himmelsrichtung müsste für einen schönen Sonnenuntergang passen und ich habe auf der Karte ein paar Restaurants entdeckt.🤩 Zunächst geht es durch das Botschaftsviertel, bis wir an einer hippen Promenade landen. Hier reiht sich ein Lokal an das nächste und als die Sonne untergegangen ist, füllt sich die Wiese am Ufer schnell mit unzähligen Leuten, die sich zum Picknicken treffen. Wir suchen uns ein Restaurant aus, Essen ein paar Kleinigkeiten und trinken dazu frisch gepresste Sä fte. Mein Favorit ist der Granatapfelsaft. 🤤Danach setzen wir uns noch etwas ans Wasser und lauschen dem Meeresrauschen bevor wir uns gegen 23.00 Uhr Richtung Flughafen aufmachen. Unser Flieger geht um 4.00 Uhr morgens 😣
Heute mal Kopftuch🕌
🕌 Erhebend. Majestätisch. Inspirierend.
Der Kronleuchter ist zweifellos eines der markantesten Merkmale dieses heiligen Ortes und symbolisiert die Pracht und Erhabenheit der islamischen Architektur und Kunst. Der Kronleuchter besteht aus einer Vielzahl von funkelnden Kristallen, die kunstvoll angeordnet sind, um das Licht einzufangen und es in alle Richtungen zu reflektieren. Die Kristalle glitzern und schimmern in den Farben des Regenbogens, wenn das Sonnenlicht durch die bunten Fenster des Gebetssaals fällt und eine magische Atmosphäre schafft.
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